Projekte
Seit ihrer Gründung unterstützt die Swiss Cancer Foundation innovative und wirkungsvolle Projekte im Kampf gegen Krebs. Sie fördert Grundlagen-, translationale und klinische Forschung – mit besonderem Fokus auf unkonventionelle Ansätze. Mit der „Young Oncologist“-Initiative setzt sie zudem gezielt auf die Förderung junger Forschender. Schwerpunkte und Details sind in unseren Förderkriterien aufgeführt.
In kurzen Video-Clips geben ausgewählte Forscherinnen und Forscher Einblick in ihre von der SCF 2024 und 2025 unterstützten Projekte.
Herzrisiken unter Immuntherapie
(Young Oncologist)
Angesichts der erheblichen Überschneidungen bei den Risikofaktoren von Krebs und kardiovaskulären Erkrankungen ist deren Erfassung bei Krebspatienten von entscheidender Bedeutung – insbesondere vor dem Hintergrund der verbesserten Lebenserwartung, die sich aus den signifikanten Fortschritten bei der Tumorbehandlung ergibt. Nun gibt es jedoch widersprüchliche und begrenzte Informationen darüber, ob eine Krebsbehandlung mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICIs) das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Krebspatienten weiter erhöht. Dies will ein Forschungsprojekt von Dr. Eveline Daetwyler untersuchen, welche an der Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie des Kantonsspitals St. Gallen (Hoch Health Ostschweiz) tätig ist. Die von der Stiftung mitfinanzierte, multizentrische, prospektive Studie soll das Verständnis der Auswirkungen von ICIs-Behandlungen auf das Herz-Kreislauf-System bei Krebspatienten vertiefen. Durch die Identifizierung von Risikofaktoren und die frühzeitige Erkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollen die Lebensqualität verbessert und die Überlebenschancen erhöht werden.
Immunologische Fingerabdrücke als Wegweiser für CAR-T-Therapie
(Young Oncologist)
Genetisch veränderte Immunzellen, sogenannte CAR-T-Zellen, haben bei der Immuntherapie eine entscheidende Bedeutung. Bei Patienten mit einer speziellen Art des Lymphdrüsenkrebses stellen sie eine vielversprechende Therapieoption dar. Doch diese ist begleitet mit gravierenden Nebenwirkungen. Derzeit fehlen weitgehend prädikative Biomarker zu deren Vorhersage, ein Wissen, das für die Selektion und die Therapie von Patienten entscheidend wäre. Die am Institut für Experimentelle Immunologie der Universität Zürich forschende Oberärztin Dr. med. Stefanie Kreutmair will daher Millionen von Einzelzellen profilieren, um einen genetischen Fingerabdruck eines behandelten Patienten zu erstellen. Diese Biomarker könnten dann zur Vorhersage spezifischer Nebenwirkungen genutzt werden, was einerseits der stationären oder ambulanten Patientenversorgung dient, andererseits aber auch Anhaltspunkte für künftige Therapieoptimierungen im Rahmen der Immuntherapie liefern könnte.
Wenn T-Zellen müde werden: Entschlüsselung des metabolischen Profils für eine bessere Immuntherapie
(Young Oncologist)
Es gibt Zellen, die Tumor infiltrieren können und diesen in seinem Wachstum kontrollieren. Allerdings kann die Wirkung solcher Zellen über Zeit abnehmen, sie „erschöpfen“. Dies wird stark durch den Stoffwechsel im Tumor beeinflusst. Diese erschöpften Zellen zeigen unterschiedliche Formen – diese metabolischen Unterschiede aber sind noch wenig erforscht. Das will das Forschungsprojekt von Dr. Maryam Akramisomeabozorg vom Labor für Krebsimmunologie am Universitätsspital Basel ändern. Sie will untersuchen, wie die Subtypen der erschöpften Zellen beeinflusst werden und dabei Gene identifizieren, um diese über den Stoffwechsel zu steuern. Daraus lassen sich dann neue Strategien zur Stärkung der T-Zellen bei der Immuntherapie entwickeln.
Personalisierte Kombitherapien beim aggressiven Prostatakarzinom
Genetische Faktoren zählen zu den Hauptursachen für die Entwicklung von Prostatakrebs. Besonders bestimmte Mutationen in Genen, die für die Reparatur von DNA-Schäden und die Regulierung der Zellteilung verantwortlich sind, führen zu einem stark erhöhten Erkrankungsrisiko bei Männern. Wenn es in diesen Reparaturmechanismen zu Fehlern kommt, werden DNA-Schäden nicht korrekt behoben. Das führt zu erhöhten Mutationen und häufigeren Erkrankungen mit erhöhter Sterblichkeit. Falls diese Mutationen vorliegen können sogenannte PARP-Hemmer eingesetzt werden – allerdings entwickeln Patienten oft rasch eine Resistenz gegen die Therapie. Die Bekämpfung dieser Resistenzen steht im Fokus des Forschungsprojekts von Dr. med. Thomas Scherer, MPH, von der Klinik für Urologie des Universitätsspitals Zürich.
Ballaststoffreiche Ernährung zur Unterstützung der Immuntherapie bei Lungenkrebs
Immuntherapien, in Kombination oder nicht mit chemotherapeutischen Medikamenten, erweisen sich als effizient gegen Krebserkrankungen. Die Effizienz der Immuntherapie hängt dabei auch von der Qualität des Mikrobioms eines Patienten ab – und diese Milliarden an Mikroorganismen vor allem in der Darmflora aber auch im Tumorgewebe können durch die Ernährung beeinflusst werden. Studien haben gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Ballaststoffen und der Reaktion auf eine Immuntherapie gibt. Es gibt aber noch keine prospektive Forschung darüber, wie die Einnahme von hochdosierten Ballaststoffen die Wirksamkeit einer Immuntherapie beeinflusst. PD Dr. Maximilian Bösch vom Lungenzentrum und der Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie des HOCH Health Ostschweiz will mit seinem Projekt diese Wissenslücke schliessen. Dabei konzentriert er sich auf Patienten mit Lungenkarzinomen, die mit einer Immuntherapie behandelt werden. Neben der Swiss Cancer Foundation wird die Studie von der Krebsforschung Schweiz (KFS-6039-02-2024), der Lungenliga Ost, sowie Nestlé Health Science unterstützt.
Neue Screening-Strategien gegen Prostatakrebs
Prostatakrebs ist der häufigste Krebs bei Männern. Mittels dem prostataspezifischen Antigen-Test (PSA-Test) kann Prostatakrebs früher erkannt und die Überlebensrate verbessert werden. Allerdings kann der PSA-Test auch zu unnötigen Biopsien, Überdiagnosen, und Überbehandlung führen. Durch neuere Screening-Strategien, bei welchen zusätzlich zum PSA-Test das genetische Risiko beachtet wird oder Biomarker, Risikokalkulatoren oder Magnetresonanztomographie (MRT) mit gezielten Biopsieverfahren zum Einsatz kommen, können die Nutzen-Schaden-Balance und die Kosteneffektivität des Prostatakrebs-Screenings deutlich verbessert werden. Dr. med. Dominik Menges, PhD MPH, vom Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention (EBPI) der Universität Zürich, untersucht in seinem Projekt nun den Nutzen, den Schaden und die Kosteneffektivität verschiedener Prostatakrebs-Screening-Strategien, um mögliche Ansätze für die erfolgreiche Einführung eines systematischen Screening-Programms in der Schweiz zu identifizieren. Dadurch sollen unnötige Biopsien, Überdiagnosen und Überbehandlung für Prostatakrebs reduziert und die Nutzung der finanziellen Ressourcen im Schweizer Gesundheitssystem verbessert werden.
Die zwei Gesichter der Makrophagen
Die Krebsimmuntherapie zielt darauf ab, die negative Regulation von T-Zellen durch den Tumor zu hemmen und stellt einen der bahnbrechendsten Fortschritte in der Krebsbehandlung dar. Die Therapie ist jedoch nur bei einem kleinen Teil der Krebspatienten wirksam, weshalb intensiv nach neuen Mechanismen zur Aktivierung immunologischer Reaktionen gegen Tumore geforscht wird. Eine weitere Gruppe von Immunzellen, die Makrophagen, kann eine Immunantwort gegen den Tumor hervorrufen. Allerdings setzt der Tumor häufig Moleküle frei, welche die Funktionen von Makrophagen so umprogrammieren, dass sie sogar das Tumorwachstum und die Tumorinvasion fördern. Obwohl bekannt ist, dass Dutzende unterschiedlicher vom Tumor freigesetzter Moleküle eine solche Wirkung auf Makrophagen haben, wurde bisher noch nicht systematisch untersucht, wie diese Moleküle zelluläre Funktionen auf molekularer Ebene umprogrammieren und wie sie die Aktivitäten von Proteinen in Makrophagen verändern. Hier setzt das Projekt von Dr. med. Dr. sc. Nat. Bettina Sobottka, Leitende Ärztin und Co-Leiterin Abteilung Molekularpathologie, Institut für Pathologie am Universitätsspital Zürich, und von Dr. Marija Buljan, Gruppenleiterin ‘Multi-omics for healthcare materials’ der Abteilung Systeme für die Präzisionsmedizin an der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) an. Dr. Buljan erläutert die Hintergründe des Projekts.
Minimal-invasive Bluttests bei Hirntumoren
(Young Oncologist)
Bösartige Hirntumore zählen zu den herausforderndsten Krebserkrankungen. Bisherige Methoden zur Diagnose und Verlaufskontrolle beruhen entweder auf Analysen des Tumorgewebes, die OP-assoziierte Risiken haben und nur eingeschränkt wiederholt durchgeführt werden können, oder teuren bildgebenden Methoden, die keine molekularen Informationen liefern. Deswegen braucht es dringend zuverlässige, minimal-invasive, breit anwendbare diagnostische Alternativen, die diese Herausforderungen überwinden. Dr. med. Dr. sc. nat. Tobias Weiss von der Klinik für Neurologie am Universitätsspital Zürich forscht an einem neuen Bluttest, basierend auf winzig-kleinen Partikeln, sogenannten extrazellulären Vesikeln, die von Hirntumorzellen ins Blut abgegeben werden.
Mit hochkomplexen Bildgebungstechnologien gegen Eierstockkrebs
(Young Oncologist)
Epitheliales Ovarialkarzinom (EOC) ist das tödlichste gynäkologische Malignom der Welt und geht häufig mit Chemoresistenz und Rezidiven einher. Auffallend ist, dass bis zu 70 % der EOC-Patientinnen einen Rückfall erleiden, bei dem die anschließende Behandlung nur noch palliativ ist. Da es an Modellsystemen fehlt und es kaum vergleichbare behandlungsnaive und rezidivierende klinische Proben gibt, haben sich nur wenige Studien mit der komplexen Beziehung zwischen dem erstmaligen Auftreten von EOC und dem jeweiligen Rückfall befasst. Die Kenntnis dieser biologischen Beziehung hat das Potenzial, das Wiederauftreten des Tumors besser vorherzusagen und letztlich neue Therapien vorzuschlagen. Im Projekt von PhD James Whipman und Prof. Bernd Bodenmiller vom Institut für Molekulare Gesundheitswissenschaften der ETH Zürich und der Abteilung für Quantitative Biomedizin der Universität Zürich wird diese komplexe Beziehung mit Hilfe hochmultiplexer Bildgebungstechnologien untersucht.
Über die Wechselwirkung von Immuntheraphie und Rauchen
(Young Oncologist)
Im Rahmen des Förderprogramms «Young Oncologists» unterstützte die SCF ab 2022 ein Projekt von Dr. med. Tämer El Saadany, Assistenzarzt an der Onkologie/Hämatologie des Kantonsspitals Graubünden, der derzeit im Rahmen seiner Ausbildung in einer Hausarztpraxis arbeitet. Der Mediziner untersucht, ob die positive Korrelation der Wirksamkeit einer Immuntherapie bei Rauchern mit Lungenkrebs im Vergleich zu Nichtrauchern auch bei anderen Krebserkrankungen besteht. Im Video nimmt er zum Projektverlauf Stellung, das bereits erste Ergebnisse zeigt.
Neuartige Zungenrekonstruktion bei Mundhöhlenkarzinomen
Die Resektion ausgedehnter Mundhöhlenkarzinome verursacht signifikante Funktions-einbussen beim Schlucken und Sprechen. Dies beeinträchtigt die Lebensqualität der Patient*innen erheblich. Bei solchen Defekten ist der freie Gewebetransfer mittels «ALT-Lappen», wo Gewebe vom seitlichen Oberschenkel entnommen und in die Mundhöhle transplantiert wird, der «Gold-Standard» zur Rekonstruktion. Kürzlich wurde der «PAP-Lappen» mit Gewebeentnahme vom hinteren Oberschenkel als alternative Lösung für die Rekonstruktion von ausgedehnten Zungendefekten bei unterernährten Patient*innen mit wenig Gewebe am seitlichen Oberschenkel beschrieben. Ziel des Projekts von Dr. med. Nicole Speck, Assistenzärztin am Universitätsspital Basel, und von PD Dr. med. Tarek Ismail (Co-Investigator) und PD Dr. med. Laurent Muller (Co-Investigator) ist es, mittels einer sensibilisierten PAP-Lappenplastik das Schlucken und Sprechen nach diesen ausgedehnten Tumoroperationen zu verbessern und die Patient*innen vor der verheerenden Kehlkopfentfernung zu schützen.
Zusätzliche Videos zu Projekten, welche in vorherigen Jahren unterstützt wurden, befinden sich in unserem Projektarchiv.